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Wiener Frauenhäuser begehen 40-jähriges Bestehen

1978 wurde in Wien das erste Frauenhaus Österreichs eröffnet. In einer Pressekonferenz ziehen heute Frauenstadträtin Sandra Frauenberger, Gemeinderätin Martina Ludwig-Faymann, die Vorsitzende des Vereins Wiener Frauenhäuser und Andrea Brem, Geschäftsführerin der Frauenhäuser Wien Bilanz über 40 Jahre Arbeit dieser wichtigen Institution im Bereich Gewaltschutz von Frauen. Der Direktor des Wiener Volkskundemuseums, Matthias Beitl, stellte die Jubiläumsausstellung vor, die ab April zur Geschichte und frauenpolitischen Bedeutung der Frauenhäuser stattfinden wird.

Neben der Ausstellung, die von 26. April bis 30. September im Volkskundemuseum zu sehen sein wird, kündigte Frauenstadträtin Frauenberger auch eine Benefizgala im Rathaus im November an: „Wir begehen das Jubiläum feierlich, weil jede Frau, die sich aus einer Gewaltbeziehung retten konnte, kein Opfer ist sondern eine Heldin. Die Wiener Frauenhäuser haben nicht nur tausenden Frauen geholfen auf eigenen Beinen zu stehen, sondern auch wichtige Initiativen im Kampf gegen Gewalt an Frauen gestartet und durchgesetzt. Mein Dank gilt allen MitarbeiterInnen, die jeder schutzsuchenden Frau helfen: Egal woher sie kommen, wie sie leben, mit Kindern oder ohne.“

2017 wurden in Wiens Frauenhäuser 624 Frauen und 640 Kinder betreut. Gemeinderätin Martina Ludwig-Faymann blickt zurück: „1997, also zur Halbzeit der bisherigen Frauenhausgeschichte, waren 390 Frauen mit 419 Kindern im Frauenhaus, somit nur 60% im Vergleich zum Vorjahr. Im Laufe der Zeit sind wir ein sozialer Mittelbetrieb geworden mit etwa 100 im psychosozialen Bereich sehr gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen.“ Während 1997 2.243 Klientinnenkontakte in der Beratungsstelle stattfanden, waren es 2017 16.725, somit 745% mehr. Bei den Jubiläumsveranstaltungen ginge es aber nicht nur ums Feiern, sondern auch ums Ermahnen, so Ludwig-Faymann weiter: „Wir wollen mit der Ausstellung das Thema Gewalt gegen Frauen möglichst vielen Menschen näher bringen, aber auch Mitarbeiterinnen und Betroffene ins Zentrum rücken und mit einer Benefizgala feiern, dass wir in 40 Jahren tausenden Frauen und Kindern auf dem Weg aus der Gewalt unterstützen konnten, darauf sind wir stolz.“

Damit die Wiener Frauenhäuser auch in Zukunft abgesichert sind, gibt es einen unbefristeten Vertrag mit der Stadt Wien, der die Finanzierung vollständig abdeckt. „Auch wenn ein 40-Jahre-Jubiläum ein guter Anlass ist, zu feiern was erreicht wurde - ausruhen sollten wir uns nicht, denn der Backlash hinsichtlich scheinbar bereits erkämpfter Rechte für Frauen ist gerade wieder sehr merkbar. Als Frauenhausmitarbeiterin muss man auch eines immer sein: lästig – und das werden wir bleiben - auch die nächsten 40 Jahre“, betont die Geschäftsführerin Andrea Brem.

Frauen in den Wiener Frauenhäusern

2017 wurden 13% der Frauen unmittelbar von der Polizei an die Wiener Frauenhäuser verwiesen, weitere 24% von Frauenberatungseinrichtungen und der Interventionsstelle und 8% vom Jugendamt. 75% der Frauen kamen 2017 das erste Mal ins Frauenhaus, 18% das zweite Mal und 8% öfter. 2017 kamen 58% der Frauen mit Kindern, 10% waren ohne ihre Kinder da und 32% hatten keine Kinder. Auch 2017 lebten also zahlreiche Kinder und Jugendliche in den Frauenhäusern, nämlich gesamt 640. Davon waren 15% unter 2 Jahre, 35% unter 6 Jahre, und 4% über 15 Jahre alt.

Geschichte der Wiener Frauenhäuser

Das erste Frauenhaus Österreichs wurde 1978 in Wien eröffnet. Obwohl viele Menschen in Österreich der Meinung waren, dass es Gewalt gegen Frauen in der Familie nicht gibt, gelang es einer Gruppe von Studentinnen der Sozialakademie mit Hilfe engagierter Politikerinnen, wie Johanna Dohnal und Irmtraut Karlsson, das Projekt Frauenhaus auch in Österreich zu starten. 1980 eröffnete mit der Unterstützung der Stadt das zweite Frauenhaus Österreichs ebenfalls in Wien.

Die Beratungsstelle stand Frauen ab 1992 als niederschwelliges Beratungsangebot zu Verfügung. Im Jahr darauf wurde das Angebot um Übergangswohnungen für Frauen erweitert, die nicht mehr akut von Gewalt betroffen sind, aber dennoch psychosoziale Unterstützung benötigen. Das dritte Frauenhaus in Wien eröffnete 1993, das vierte 2002.

In der Zwischenzeit wurde auf Initiative von Mitarbeiterinnen des Vereins Wiener Frauenhäuser in multiinstitutioneller Zusammenarbeit das Gewaltschutzgesetz erarbeitet, das 1997 in Kraft trat. Das Gewaltschutzgesetz ermöglicht, dass Opfer von häuslicher Gewalt in der vertrauten Umgebung bleiben können, während die gewalttätige Person die gemeinsame Wohnung verlassen muss. Zur Unterstützung der Opfer wurden Interventionsstellen eingerichtet.

Seit 2005 erhalten Frauen an 365 Tagen rund um die Uhr Unterstützung bei der Soforthilfe-Hotline unter der Telefonnummer 05 77 22. 2010 führte der Verein Wiener Frauenhäuser mit Elfriede Fröschl eine Studie zum Thema „Sexualisierte Gewalt gegen Frauen‘“ durch. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Frauen die von körperlicher und psychischer Gewalt betroffen sind, auch sexualisierte Gewalt erfahren haben (62% der Frauenhausbewohnerinnen), darüber aber kaum sprechen. Im Jahr 2012 konnte ein renovierungsbedürftiges Frauenhaus in einen Neubau siedeln.

Der Schwerpunkt zu psychischer Gewalt war der Inhalt der Sensibilisierungskampagne 2013. Die Beratungsstelle des Vereins übersiedelte 2014 vom 1. Bezirk in den 12. Bezirk, Vivenotgasse 53 – der neue Standort bietet barrierefreie Räumlichkeiten und ist somit auch für Frauen mit Behinderung, aber auch für Frauen mit Kinderwägen gut zu erreichen. In den letzten Jahren wurde der inhaltliche Schwerpunkt psychische Gewalt vertieft und der Verein erhielt eine neue Corporate Identity.



Foto/Quelle: Shutterstock / CandyBox Images

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