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So krank können uns Lebensmittel machen

Das lebenslange Essverhalten erlernen Menschen im Kindesalter von ihren Eltern, die Forschung nennt das „early programming“. Da geht es nicht nur um die Vorlieben des Kindes für Frisches oder für Fast Food. Da geht es auch darum, ob das Kind später dick wird, krank – oder beides. Die Konsequenzen sind erheblich, Krankheiten wie Krebs, Alzheimer und Diabetes, auch Millionen Todesfälle sind die Folge. Baby Express sprach darüber mit Lebensmittelsexperten Dr. Hans-Ulrich Grimm, Autor des Buches „Gummizoo macht Kinder froh – krank und dick dann sowieso“.

Ist es heute überhaupt möglich, Kinder „gesund“ zu ernähren?

Es war vermutlich noch nie so einfach: Die Regale sind ja voll mit Obst und Gemüse, das ganze Jahr über, es gibt Hühner und Fische und Schwein und Rind, also wir leben praktisch im Schlaraffenland. Man muss nur die Finger von industriell verarbeiteter Nahrung lassen. 

Welche Nahrungsmittel für Kinder würden Sie umgehend aus den Regalen verbannen?

Wenn ich König von Europa wäre? Erst einmal alles, wo „Aroma“ draufsteht, die Kinder also bei der Geschmacksbildung gestört werden: die sogenannten Fruchtjoghurts also, auch Fruchtzwerge. Dann natürlich alles, was die Entwicklung des kindlichen Immunsystems beeinträchtigen kann, die industriell produzierten Gläschen mit Babybrei, auch die Quetschies, das Obstmus aus dem Plastikbeutel. Viele Eltern kaufen solche Produkte ja, weil sie so sauber sind, so rein - doch mittlerweile gilt das als Manko;  Wissenschaftler sprechen schon  von einem „Mangel an Mikroben“, der das Risiko für Allergien und die Anfälligkeit für Krankheiten erhöht. 

Was sollten Eltern bei der Ernährung/Nahrung Ihrer Kinder unbedingt beachten?

Dass es sich um natürliche Nahrung handelt, möglichst frei von geschmacksverändernden Zutaten, auch Zucker natürlich. 

Sie kritisieren Babynahrung aus dem Gläschen – Ihre Hauptkritikpunkte?

Sie müssen erhitzt werden, damit sie über zwei Jahre halten. Dadurch gehen Nährstoffe verloren, und es entstehen umstrittene Stoffe, die das Altern beschleunigen können und das Risiko für Krankheiten erhöhen später im Leben: die sogenannten Advanced Gylycation End Products (AGEs). Ich habe Laboruntersuchungen in Auftrag gegeben, die das erstmals nachgewiesen haben. Auch sind Kinder, die Gläschen kriegen, oft dicker. Und weniger intelligent, nicht viel, aber immerhin. Offen ist, ob das am Gläscheninhalt liegt, oder an genetischen Faktoren, dass also klügere Eltern keine Gläschen geben…

Wie reagieren jene Konzerne/Unternehmen auf die Kritik an Ihren Produkten?

Hipp versichert, dass die Firma sich an Gesetze hält. Zu Vitamingehalten, Produktionsmethoden etc. gibt das Unternehmen keine Auskunft. 

Wie können Eltern erkennen, dass Nahrungsmittel für Ihre Kinder nicht schädlich sind (Giftstoffe in Ost und Gemüse, Schwermetalle in Fischen,…) – oder ist hier vertrauen gefragt?

Das Gift ist, glaubt man der amtlichen Lebensmittelüberwachung, heute kein nennenswertes Problem. Eher der „Mangel an Mikroben“ in industriell produzierten Kinderprodukten, den Wissenschaftler jetzt kritisieren. Am gesündesten sind, wie viele Studien zeigten, auch aus Österreich, Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, im Stall spielen und Rohmilch trinken. Also: Der bei Industrieproduktion nötige Hygienestandard ist heute wohl das Hauptrisiko für die kindliche Entwicklung. „Mehr Dreck wagen“ wäre der Königsweg zur Kindergesundheit, sagte mir ein Professor, der bei den Bauernhofstudien mitgewirkt hat. 

Welche Ernährungslügen sind für Sie die schlimmsten?

Natürlich die, bei denen der Geschmack manipuliert wird, durch Zucker, Süßstoffe, Aromen, Geschmacksverstärker. Der Geschmackssinn ist ja der wichtigste Kontrollsinn, auch bei der Regulation des Körpergewichts ganz elementar, und wenn der schon bei kleinen Kindern ausgetrickst wird, wenn sie gerade ein Verzeichnis anlegen müssten, welcher Geschmack für welche Nährstoffe steht, dann hat das schwerwiegende Folgen fürs ganze Leben.  Denn so kann das kindliche Gehirn nicht abspeichern, welche lebenswichtigen Substanzen in welchen Lebensmitteln enthalten sind. Sie müssen dann oft mehr essen, als nötig, um zu bekommen, was sie brauchen. Mögliche Folgen: Übergewicht - und gleichzeitig Unterernährung. 

Haben wir heute überhaupt eine realistische Chance, uns – trotz Berieselung mit Konzernbotschaften, Ratschlägen von „Experten“ und „gesponsorten“ Kinderärzten – die richtige Meinung zu bilden?

Aber natürlich: Wenn man sich fernhält von diesen Experten, von Werbung, und aufs Kind vertraut: Das zeigten ja die Studien der amerikanischen Kinderärztin Clara Davis vor bald 100 Jahren. Sie gab einjährigen Kindern eine Auswahl von etwa 30 verschiedenen Lebensmitteln - und die wählten instinktiv genau das aus, was richtig war für sie. Sie entwickelten sich prächtig, waren gesund und munter. Der „Trick“ dabei war, sagte die Ärztin, dass keinerlei geschmacksverändernde Stoffe dabei waren, kein Zucker, und keine industriell produzieren Nahrungsmittel. 

Was empfehlen Sie Eltern von Kleinkindern?

Ich habe ja keine Lizenz, Empfehlungen abzugeben. Ich empfehle immer nur, meine Bücher zu lesen. 

Was denken Sie: Wie wird sich die Nahrung in den kommenden zehn Jahren verändern?

Ich komme ja gerade von einer Recherchereise aus Kalifornien zurück, Silicon Valley und Hollywood,  und war sehr überrascht, dass dort der Trend in Richtung Echtes Essen geht, in Richtung Natürlichkeit. Gerade hat ja Amazon die Bio-Supermarktkette Whole Food übernommen. Silicon Valley isst öko. Hollywood auch. Gentechnik gilt als gestrig und ungesund. Hätte ich nie gedacht. Gerade vom High-Tech-Land Kalifornien, das ja als Zukunftslabor des Planeten gilt. Wenn das die Zukunft ist, Natürlichkeit, dann bin ich da sehr optimistisch. 

Foto: Shutterstock/antoniodiaz

 

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