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Gemeinschaftsverpflegung für 8.000 Grazer Kinder

Die „Küche Graz“ bereitet täglich 8.000 Portionen zu, die an 150 städtische Kinderkrippen, Kindergärten, Schulen und Horte geliefert werden. Ziel des dreijährigen Projekts „Herausforderung Gemeinschaftsverpflegung“ war es, das Speisenangebot aus gesundheitlicher Sicht zu optimieren, die Zufriedenheit bei den belieferten Einrichtungen zu erhöhen und den dafür erforderlichen Entscheidungsprozess transparent zu machen und zu gestalten. Die abschließende Erhebung zeigt, dass die Kundenzufriedenheit von 38% auf 88% mehr als verdoppelt werden konnte und die Mittagsverpflegung abwechslungsreicher, altersgerechter, geschmacklich besser und ansprechender beurteilt wurde.

Entscheidend für den Erfolg war, alle beteiligten Organisationen und Personen einzubinden. Denn ob das Essen gesund ist, liegt nicht nur an den Inhaltsstoffen und der Zubereitung. Dem geht ein Entscheidungsprozess voraus, der maßgeblich mitbestimmt, wie gesund das Speisenangebot ist. Ein Erfolgsfaktor war es, genau an diesem Prozess und dem Schnittstellenmanagement aller beteiligten Organisationen und Personen anzusetzen: Dem Team der Küche Graz, den Beschäftigen in den belieferten Einrichtungen, den Akteurinnen und Akteuren in Politik und Verwaltung sowie den Eltern und Kindern. 

Gemeinschaftsverpflegung wird für ein gesundes Mittagessen immer wichtiger

In den vergangenen Jahren hat sich das Feld der Gemeinschaftsverpflegung sehr verändert, es gibt immer mehr Ganztageseinrichtungen für Kinder und Jugendliche, wo ein warmes Mittagessen Pflicht ist. Für die Gesundheitsförderung ist dieser Trend eine Chance: „Durch ein Projekt, das die Gemeinschaftsverpflegung optimiert, kommen mit einem Schlag 8.000 Kinder in den Genuss gesunden Essens. Dieser verhältnispräventive Aspekt war uns besonders wichtig“, betont Klaus Ropin der Leiter des Fonds Gesundes Österreich (FGÖ), der Österreichischen Förder- und Kompetenzstelle für Gesundheitsförderung. Durchgeführt wurde das Projekt „Herausforderung Gemeinschaftsverpflegung“ von Styria vitalis, finanziert wurde es vom FGÖ und der Stadt Graz. 

„,Man ist, was man isst‘ heißt es in einem bekannten Sprichwort. Gerade für die Küche Graz gilt das besonders. Beliefert sie doch mit über 8.000 Portionen täglich unsere Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen und ist damit für die Ernährung von tausenden Kindern in der Stadt verantwortlich. Gesunde und regionale Lebensmittel sowie vielfältige und ausgewogene Speisen sind daher ungemein wichtig für die neue Küche Graz“, unterstreicht Kurt Hohensinner, der Stadtrat für Bildung, Integration, Sport, Soziales, Jugend und Familie in Graz.

Die Zubereitungskette

Ob gesunde und schmackhafte Speisen auf dem Teller der Kinder und Jugendlichen landen, ist von einer Kette von Faktoren abhängig. Das Essen wird vorgekocht, kontrolliert auf 3° C gekühlt (Cook & Chill-Verfahren), gekühlt an die Einrichtungen geliefert und vor Ort vom Personal in speziellen Öfen essfertig gemacht. So ist das Essen zu Mittag genussbereit und muss nicht lange warm gehalten werden. Vitamine und Nährstoffe bleiben erhalten.

Die Kommunikationskette

„Wenn an räumlich voneinander entfernten Orten gekocht und gegessen wird, ist eine gute Kommunikation zwischen Küche und belieferten Einrichtungen, aber auch zwischen den Einrichtungen und den EsserInnen bzw. deren Eltern für ein qualitätsvolles Essen ganz wesentlich“, unterstreicht Karin Reis-Klingspiegl, die Geschäftsführerin von Styria vitalis.

Sowohl das Team der Küche Graz und die Beschäftigten in den belieferten Einrichtungen als auch die verpflegte Kinder, ihre Eltern sowie Schlüsselpersonen aus Politik und Verwaltung konnten sehr gut in das Projekt eingebunden werden.

Im Team der Küche Graz wurden betriebsinterne Kommunikationswege verbessert, damit auch jene, die die Zutaten kaufen, Gerichte zubereiten und für die Zulieferung sorgen, gut eingebunden waren und sich am Veränderungsprozess beteiligen konnten.
 
Eine zentrale Rolle nehmen die Beschäftigten der belieferten Kindergärten und Schulen ein. Sie sind im direkten Kontakt mit den Kindern und deren Eltern. Die Pädagoginnen und Pädagogen vermitteln den Kindern Wissen über den Einfluss des Essens auf die Gesundheit. Sie sind auch Vorbilder und können den Wert des Mittagessens und die Einstellung zum Essen positiv beeinflussen. Die Personen an der Essensausgabe haben eine wichtige Schlüsselfunktion. Sie können bei der Speisenausgabe auf die optische Präsentation der Speisen und die Ausgewogenheit der Ernährung bei den Kindern achten. Sie können am besten abschätzen, was bei den Kindern und Jugendlichen ankommt und warum. Diese wertvollen Informationen wurden strukturiert an die Küche Graz rückgemeldet.  

Elterninformationen und Kostproben bei Eltern-Informations-Veranstaltungen führten zu einem höheren Verständnis für die Bedeutung, Art und Qualität der Mittagsverpflegung.

Durch die Zusammenarbeit des Projektteams mit Akteurinnen und Akteuren aus Politik und Verwaltung wurde bei diesen Bewusstsein dafür geschaffen, dass sie die Rahmenbedingungen für eine gesunde Gemeinschaftsverpflegung gestalten können. Das führte beispielsweise dazu, dass die Schulärztinnen und Schulärzte in das Projekt eingebunden wurden. 

Während der Projektumsetzung waren alle an den Kommunikationsabläufen beteiligten Personen eingebunden und hatten die Möglichkeit, Rückmeldungen zu geben. Sie wurden sich ihres Handlungsspielraums bewusst und haben den Veränderungsprozess aktiv mitgestaltet. Das war der Schlüssel zum Erfolg des Projektes.

Zur Nachahmung empfohlen

Damit auch in anderen Städten und Regionen die Gemeinschaftsverpflegung in ähnlicher Weise verbessert wird, wurde ein Transferbericht erarbeitet, der die wichtigsten Lernerfahrungen und  Erfolgsfaktoren beschreibt. „Ich hoffe, dass die Projekterfahrungen auch andernorts für eine Verbesserung der Gemeinschaftsverpflegung genutzt werden, durch den Transferbericht liegt dafür eine hervorragende Basis vor“, stellt Klaus Ropin fest.

Foto: CROCE & WIR/Styria vitalis