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Babysprache: Klare Worte statt Gutschi-Gutschi

Die Entwicklung vom brabbelnden Säugling zum verständlich plaudernden Kleinkind ist einfach faszinierend. Mit dem richtigen Know-How helfen Sie mit, neue Wortschatz-Perlen noch schneller zu fördern.

„Pead! Iki och Oppe-Eita achen.“ Eine klare Aussage von Niki, eineinhalb Jahre. Er möchte auch auf dem Pferd, das eigentlich ein Pony ist, reiten. So wie die anderen Kinder, die in einer kleinen Nebenkoppel der Reithalle von den Reitlehrern in die Sättel gehoben und mit einem Halteriemen gesichert werden. Als Niki wenig später mit leuchtenden Augen stolz auf dem Rücken eines Ponys sitzt, sind seine Eltern gerührt. Ihr Sohn reitet! Und er hat den Wunsch nach dieser Aktivität mit einem relativ komplexen Satz geäußert, wie man es von ihm bisher nur selten gehört hat.  

Sorgen Sie für Gesprächsstoff

Das Beispiel zeigt: Neue Umgebungen, die zu Aktivitäten einladen und damit ein Verlangen wecken, spornen Kinder zu sprachlichen Höchstleistungen an. Die Eltern können aber auch zu Hause für Gesprächsstoff sorgen, und dadurch den Spracherwerb fördern. Wichtig ist, dass sie dabei in kurzen, korrekten Sätzen – und nicht in der Babysprache – sprechen. Und natürlich haben die Kleinen mehr davon, wenn dabei Aktivitäten und Dinge besprochen werden, die sie unmittelbar betreffen und interessieren. Das kann mit der verbalen Aufarbeitung bereits erlebter Abenteuer geschehen, wie zum Beispiel: „Was haben wir heute gemacht?“ „Pead!“ „Ja, wir waren bei den Pferden. Und was hast du mit dem Pferd gemacht.“ „Oppe-Eita.“ „Ja, du bist geritten.“ 

Besonders angesagt: Dezente Fehlerkorrektur

Aber auch die Vorbesprechung künftiger Erlebnisse ist für die meisten Kinder ziemlich interessant. Auf dem Weg zum Park können Sie Ihren kleinen Liebling zum Beispiel fragen: „Was wirst du im Park machen?“ „Hop hop.“ „Ja, du wirst schaukeln. Was werden wir noch machen?“ „Utschen.“ „Ja, rutschen werden wir auch. Willst du zuerst auf der großen Rutsche rutschen, oder auf der kleinen Rutsche?“ „Goße Utsche!“ Dass bei den ersten verbal-kommunikativen Gehversuchen nicht alle sprachlichen Hürden perfekt gemeistert werden, versteht sich von selbst. Wer einem Kleinkind sprachliche Fehler von oben herab ankreidet, liegt aber selbst schwer daneben. Besser ist es, durch Wiederholungen inklusive Richtigstellungen dezent zu korrigieren. Beispiel: „Pead.“ „Ja, das ist ein Pferd.“ Mit anregenden Erweiterungen können Sie dabei auch gleich zusätzliche Verbal-Schätze zu Tage fördern. Beispiel: „Welche Farbe hat das Pferd?“ „Eis.“ „Ja, das Pferd ist weiß.“ 

Das Sprachzentrum im Neugeborenengehirn hungert nach neuem Stoff

„Neuen Untersuchungen zufolge sind Babys schon viel früher in der Lage, Sprache zu verstehen.“ Derartige Meldungen aus der Welt der Wissenschaft sorgen relativ oft für Gesprächsstoff. Beispiel: Nach Erkenntnissen eines französischen Forscherteams können bereits drei Monate als Babys ganze Sätze verarbeiten. Auch wenn sie mit den Inhalten meist nicht besonders viel anfangen können, sorgt reger Zuspruch für eine messbare Stimulanz jener Gehirnregion, in der das Sprachzentrum zu Hause ist. Nachgewiesen wurde auch, dass drei Monate alte Babys einzelne Worte und ganze Sätze wieder erkennen, sobald sie diese ein zweites (!) Mal hören. Das ist umso faszinierender, wenn man bedenkt, dass Kinder in diesem Alter meist ja noch weit davon entfernt sind, auch nur vor sich hin zu plappern. Wer die verbale Kommunikation zu seinem frischgeschlüpften Kind zum Großteil auf Standards à la „ei, ei“ oder „wutzi-butzi,“ beschränkt, unterfordert das Baby also gewaltig. Trotzdem haben auch derartige Babysprache-Floskeln ihre Vorteile: Schließlich können sie oft herrlich beruhigend wirken. 

 
So können Sie den Spracherwerb Ihres Kindes unterstützen:

                        + Vermeiden Sie Verkleinerungsformen.

                        + Sprechen Sie nicht in der „Babysprache“ zu Ihrem Kind, sondern in korrekten, aber kurzen Sätzen.

                        + Wiederholen Sie fallweise Aussagen Ihrer Kinder. Z.B.: „Bart hat.“ „Ja, der Mann hat einen Bart.“ Dabei können Sie auch Korrekturen und Erweiterungen vornehmen, ohne Fehler explizit zu kritisieren. 

                        + Ermuntern Sie Ihr Kind mit Fragen zum Weitersprechen. 

                        + Sprechen Sie über Themen, die für Ihr Baby gerade interessant sind, und zu denen im Moment ein Bezug besteht – z.B. Dinge, die man gerade sieht, das Essen auf dem Teller, etc.  

                        + Unternehmen Sie viel mit Ihrem Kind, und besprechen Sie das Gesehene. Neue Umgebungen und Eindrücke regen den Erwerb neuer Wörter an. 

Foto: Shuttertstock/Tanasab