Drucken
fotolia62427192scopyright

Gute Manieren kommen nie aus der Mode

Wer sich benehmen kann, hat es leichter im Leben. Wir verraten Ihnen, mit welchen Erziehungs-Tricks Sie Ihren Kids das nötige Know How für ein Leben ohne blamable Verstöße gegen die Etikette mit auf den Weg geben – und warum Manieren, die von innen kommen besser wirken als das Ergebnis eines Dressur-Akts. 

Kronleuchter, Plüsch und Teenager, die in Abendkleidern beziehungsweise schwarzen Anzügen über die Tanzfläche gleiten. Auf dem Parkett machen die meisten Paare eine gute Figur. In der Garderobe passiert einem der jungen Männer – nennen wir ihn Boris - der folgende Fauxpas: Er schlüpft in seinen Mantel, dreht sich um – und kümmert sich überhaupt nicht darum, wie seine Partnerin in ihren Mantel kommt. Boris denkt sich nichts dabei. Doppelt peinlich: Boris hat auch keine Ahnung, dass der Mann, der neben ihm steht, kein anderer ist als Prof. Dkfm. Thomas Schäfer-Elmayer, Leiter der traditionsreichen Tanzschule Elmayer und im ganzen Land eine der wichtigsten Instanzen für gutes Benehmen und Etikette. Schäfer-Elmayer nimmt Boris zur Seite und spricht ihn höflich an: „Unter uns Männern gesagt,“ raunt er, „ein Gentleman hilft zuerst seiner Dame in den Mantel, bevor er seinen eigenen anzieht.“ „Oh, danke vielmals,“ antwortet Boris, zieht schnell seinen Mantel wieder aus und hilft seiner jungen Lady in den ihren.

„Ich kann nicht von anderen etwas verlangen, was ich nicht selbst vorlebe.“

„So etwas passiert mir immer wieder,“ erklärt Schäfer-Elmayer schmunzelnd im Gespräch mit dem BabyExpress. „Und gerade dieser Vorfall hat wieder einmal gezeigt, wie gute Manieren für mehr Lebensqualität sorgen, weil man den beiden jungen Leuten dann angesehen hat, dass es auf die korrekte Art viel mehr Spaß macht, als wenn einfach jeder in seinen Mantel schlüpft.“ Mitverantwortlich für das Happy End in der Garderobe sei freilich auch die Höflichkeit gewesen, die der Etikette-Guru gegenüber Boris gezeigt hat. „Wenn ich zu dem jungen Mann gesagt hätte: Hören Sie, haben Sie keine Manieren, das gehört sich nicht,“ hätte der das bestimmt nicht so schnell und so positiv aufgenommen,“ weiß Schäfer-Elmayer, und rät allen Eltern ebenfalls zu Höflichkeit und wohlwollenden Worten, wenn es darum geht, dem eigenen Nachwuchs gute Manieren beizubringen. „Der Ton macht die Musik. Es ist sehr wichtig, dass man miteinander auch kultiviert umgeht, wenn man jemandem kultiviertes Benehmen beibringen möchte. Und man muss das kultivierte Benehmen selber vorleben. Ich kann nicht von anderen Dinge verlangen, die ich selber nicht mache.“

Gute Manieren – eine Frage des richtigen Erziehungs-Stils

In seinen Kursen und Seminaren verpasst Schäfer-Elmayer seit Jahren auch Erwachsenen den Manieren-Feinschliff, den man braucht, um in der gehobenen Society- und Business-Welt  zu reüssieren beziehungsweise nicht unangenehm aufzufallen. „Besonders wichtig für die Erziehung – und damit auch für die Vermittlung von Etikette und guten Manieren – sind aber die ersten Jahre im Leben eines Menschen,“ meint Dr. Sigrid Schauberger. Die Kinderpsychologin und Pädagogin hat mit der „Vienna Elementary School“ (VES) eine „kleine, aber feine“ private Volksschule gegründet, in der auch auf die Vermittlung von gutem Benehmen und korrekten Manieren viel Wert gelegt wird. „Unsere Lehrer sind angewiesen, sich richtig und ordentlich zu benehmen und die Kinder respektvoll zu behandeln, weil Kinder in diesem Alter sehr viel durch Nachahmung lernen,“ so Schauberger. Ebenso wichtig wie die Vorbildwirkung sind positive Verstärkung – also Lob bei untadeligem Verhalten – und Konsequenz.

Gutes Benehmen kommt von innen

„Manche Kinder sind im Bezug auf das richtige Benehmen ein bisschen orientierungslos, wenn sie zu uns in die Schule kommen,“ meint Dr. Schauberger. „Weil sie zu Hause einiges manchmal dürfen, und dann wieder nicht.“ Ihr Tipp an alle Eltern: Klare Regeln aufstellen, und diese dann konsequent „durchziehen“. Das Schlüsselwort zu gutem Benehmen ist für die Kinderpsychologin „Respekt“, weil gutes Benehmen im Grunde der respektvolle Umgang mit anderen Menschen, mit Tieren und mit Dingen sei. Gutes Benehmen kommt demnach von innen, zeigt sich aber in Äußerlichkeiten. Also brauchen die Kids dann auch das richtige Know How, damit sie den inneren Respekt formvollendet als gutes Benehmen nach außen transformieren können. Und diese feine Kunstfertigkeit wird zunehmend wichtiger. Perfekt „dressierte“ Kinder sind aber nicht wirklich gefragt, der Kampf um gesellschaftliche Pluspunkte wird nur mehr an Nebenschauplätzen mit fünfteiligen Besteck-Garnituren ausgefochten. Wichtiger sind laut Experten ehrliche Höflichkeit, die unter anderem durch „Bitte“ & „Danke“, Grüßen mit Augenkontakt, Türenaufhalten & Co zum Ausdruck gebracht wird. Dadurch verinnerlichen die Kinder nämlich auch Werte wie Respekt, und sie haben gute Chancen, zu sozial kompetenten Erwachsenen heranzuwachsen.

Text: Michael Ring, Foto: Fotolia