Der AÖF – Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser fordert Beibehaltung und Ausbau einer qualitätsvollen Sexualpädagogik unter Einbindung externer Expert*innen und Vereine in Schulen.
Kinder und Jugendliche haben das Recht auf umfassendes Wissen über alle Lebensbereiche in Schulen – dazu gehört ganz zentral auch eine umfassende und fundierte Aufklärung über Sexualität und über alle Fragen und Themen, die sich daraus ergeben und die damit zusammenhängen. Je besser Kinder und Jugendliche über Sexualität Bescheid wissen, desto eher können sie sich und andere vor sexuellen und somit auch körperlichen Übergriffen schützen. Professionelle Sexualpädagogik beschränkt sich nicht nur auf die biologischen Geschlechtsunterschiede, sondern beschäftigt sich auch mit dem sozialen Geschlecht und mit einem verantwortungsvollen Umgang untereinander und miteinander. Je besser Kinder und Jugendliche über ihre eigene Sexualität wissen, desto respektvoller, liebevoller können sie miteinander umgehen, desto wertschätzender, partnerschaftlicher und gesünder können sie Beziehungen eingehen und leben. Qualitätsvolle Sexualpädagogik durch externe Expert*innen in Schulen unterstützt und fördert ein gewaltfreies Zusammenleben und eine gesunde Entwicklung der Heranwachsenden.
Externe Fachkräfte sind zentrale Säulen einer ganzheitlichen Sexualerziehung
Externe Sexualerziehung stärkt Kinder und Jugendliche gegen Gewalt. Sie kann Kinder vor sexuellem Missbrauch schützen. Nur wenn Kinder und Jugendliche wissen, dass sie sich wehren dürfen, dass ihnen Unrecht passiert, wenn sich Erwachsene gegen ihren Willen nähern und sich übergriffig verhalten und nur wenn Kinder und Jugendliche wissen, wohin sie sich wenden können, kann schwere und langjährige Gewalt frühzeitig verhindert werden. Professionelle sexuelle Bildung trägt wesentlich zur Entwicklung eines gesunden Selbstwertes von Kindern und Jugendlichen bei. Sexualpädagogik ist wesentlicher Bestandteil des Kinderschutzes sowie der Prävention von ungeplanten Schwangerschaften und sexuell übertragbarer Krankheiten. Externe Fachkräfte dienen oft als Vertrauenspersonen für betroffene Kinder und Jugendliche und können auch an Beratungseinrichtungen weitervermitteln.
Gewaltprävention und Sexualerziehung gehen Hand in Hand
Die Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser und des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser bieten seit Jahren Workshops und Seminare in Schulen zur Verhinderung aller Formen der Gewalt – vor allem häuslicher Gewalt – sowie über Genderstereotype, Geschlechtergerechtigkeit, Diversität, Kinderrechte undFrauenrechte an, sie werden seit Jahren von Lehrer*innen und Direktor*innen zu diesen Themen eingeladen. Themen wie Sexualität, Geschlechter, Geschlechternormen sowie sexuelle Orientierungenwerden dabei ebenfalls behandelt, weil sie zentrale Elemente zur Verhinderung von sexueller Gewalt und Partnergewalt sein können. Nicht selten arbeiten wir vernetzt und gemeinsam mit Kollegen derMännerberatungsstellen, wie White Ribbon, dem Verein Poika für geschlechtsspezifische Burschenarbeit sowie Kolleg*innen vom Team „Gewaltfrei Leben“ und der Bundesjugendvertretung (BJV) zusammen, um vor allem auch männliche Kinder und Jugendliche zu unterstützen und zu informieren.
In allen Schulen gibt es viele engagierte Lehrer*innen und Direktor*innen, sie setzen sich für eine umfassende Unterstützung ihrer Schüler*innen ein. Sie müssen daher weiterhin autonom entscheiden können, wie sie die Sexualpädagogik in der Praxis gestalten und welche Fachkräfte und Vereine sie dabei zur Unterstützung an ihre Schulen holen. Frauenhäuser und der Verein AÖF bieten die Seminare oftmals kostenlos an, weil Schulen dieses Angebot nicht abgelten können.
Die Gewährleistung einer adäquaten Sexualaufklärung von Kindern und Jugendlichen und damit verbundener Gewaltprävention soll jedoch nicht dem individuellen Engagement einzelner Akteur*innen an Schulen überlassen werden, daher ist der flächendeckende Ausbau an Gewaltprävention und Sexualpädagogik an Schulen wichtig und eine zentrale Forderung der AÖF.
Wir appellieren daher an die neue Regierung bzw. an das Bildungsministerium, externe Gewaltprävention und Sexualerziehung auszubauen und Vereine und externe Fachkräfte finanziell abzugelten und somit deren professionelle Arbeit wertzuschätzen und die sexuelle Integrität kommender Generationen sicherzustellen.
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