Ernährungsstrategie stärkt die Kleinsten
Die kleinsten Frühgeborenen – mit weniger als einem Kilogramm Geburtsgewicht – zeigen häufig während ihres langen Krankenhausaufenthalts eine schlechte Gewichtzunahme mit Folgen für das spätere Wachstum. Jetzt konnte in einer retrospektiven Datenanalyse an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien gezeigt werden, dass durch eine „aggressivere“ Ernährung - vor allem mit mehr Eiweiß - eine deutliche Verbesserung des Ernährungszustands, der Entwicklung und des Wachstums dieser Allerkleinsten erzielt werden konnte.
"Bisher war man bei der Ernährung dieser kleinen Frühgeborenen extrem vorsichtig, vor allem aus Angst vor einer möglichen Darmentzündung", erklärt Andreas Repa von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien/AKH Wien. "Unsere Datenanalyse zeigt aber, dass eine neue Strategie, gestützt auf vorangegangene, internationale Studien, viel bessere Erfolge zeigt."
"Neu" heißt dabei: Via Sonde und mittels Infusion wurde vor allem mehr Eiweiß gegeben, dazu noch Vitamine, Elektrolyte, Kalzium und Zucker. Damit wurde bei den extrem unreifen Frühgeborenen, die vor der 28. Schwangerschaftswoche mit rund einem Kilo Geburtsgewicht zur Welt kamen, jene Nährstofflücke geschlossen, die sich durch die frühe Geburt ergibt. Ansonsten hätten sie diese Nährstoffe über den Mutterkuchen im Bauch der Mutter im weiteren Verlauf der Schwangerschaft zugeführt bekommen.
Das Ergebnis der Datenanalyse: Die Kinder konnten mit einem höheren Gewicht von rund 2,5 Kilogramm (gegenüber durchschnittlich zwei Kilo bei bisher üblicher Ernährung) aus dem Spital entlassen werden, außerdem legten sie beim Kopfumfang und bei der Körpergröße gegenüber anderen Frühgeborenen, die weniger hochkalorisch ernährt worden waren, um jeweils einen Zentimeter zu. Repa: „Das zeigt, dass diese Änderung in der best-practice sehr erfolgreich ist. Diese allerkleinsten Frühgeborenen verlassen gestärkt das Spital und sind später nicht viel kleiner als reif geborene Kinder.“
Diese neue Strategie ist ein weiterer Baustein für die höchst erfolgreiche Betreuung von Frühgeborenen an der MedUni Wien bzw. im AKH Wien. Jährlich werden hier rund 200 Kinder versorgt, die vor der Schwangerschaftswoche 32 geboren werden – davon 100, die zwischen der Schwangerschaftswoche 23 und 27, also bis zu 17 Wochen zu früh, auf die Welt kommen.
Die Vergleichszahlen zeigen: An den Stationen der Neonatologie an der MedUni Wien/AKH Wien sind die Überlebensraten bei diesen unreifsten Frühgeborenen auch im internationalen Vergleich top. Von den Frühgeborenen der Schwangerschaftswoche 23 und 24, die derzeit als Grenze der Lebensfähigkeit angesehen werden, überleben an der Wiener Klinik über 70 Prozent aller Kinder, im Unterschied zu etwa 50 Prozent im internationalen Vergleich.
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