Meine Frau musste mehr Autogramme geben als ich
BabyExpress: In „Wunder“ singen Sie für Ihren Sohn: „Ich werde dir ein Königreich bauen, in dem du auf dem Thron sitzt.“ Versprechen schon eingelöst?
Alex Terboven: Nein. (Lacht) Natürlich nicht. Man kann ein Königreich ja nicht an einem Tag erbauen. Das ist auch eher als Metapher gemeint, dass ich versuchen werde, alles für meine Kinder zu tun. Auf jeden Fall sollen sie eine gesicherte Zukunft haben. Wie ich in dem Lied auch singe: „Du kannst werden, was du willst.“ Das soll für meine Kinder gelten. Sie sollen von zu Hause aus zumindest die Möglichkeit haben, auszuprobieren, worauf sie wirklich Lust haben. Weil ich glaube, dass jeder Mensch die Chance haben sollte, seine Träume zu verwirklichen.
Die meisten Rapper geben sich gerne als harte Kerle. Sie beschreiben in Ihren Songs gerne das Familienleben. Das ist mutig, oder?
Einfacher wäre es sicher, nur mit Kraftausdrücken um sich zu werfen. Dann würden wir wohl auch öfter auf MTV oder VIVA laufen. Wir wählen den nicht ganz so einfachen Weg. Im Endeffekt bleibe ich mir nämlich lieber selbst treu. Es gibt auf unseren Alben auch harte Songs. Aber es gibt eben auch Songs, die daran erinnern, dass das Leben lebenswert ist.
Einer eurer größten Erfolge war 1996 „Die Eine“ – ein Liebeslied für Ihre Frau Antje ...
Ich habe Antje ungefähr ein halbes Jahr gekannt, als ich das Lied für sie aufgenommen und ihr das erste Mal vorgespielt habe. Sie hat da erst mal gar nicht so groß darauf reagiert, sondern nur gesagt: „Ja, das ist ein schöner Song.“ Einerseits habe ich mich ein bisschen geärgert, dass sie nicht stärker reagiert hat. Aber andererseits zeigt das eben auch, dass wir ganz normal damit umgehen, dass ich halt Musik mache und jetzt eben ein Lied für sie gemacht habe. Als sie dann den „Antrag“ gehört hat, das war 2005 im Flugzeug auf dem Weg nach Las Vegas, wo wir ein Video gedreht haben, da hat sie nur gelächelt und „Ja“ gesagt. Sie hat sich sehr gefreut. Bis vor kurzem war meine Frau ja auch bei allen Auftritten mit und ist bei „Die Eine“ auf die Bühne gekommen und hat damit unterstrichen, dass der Song keine Erfindung ist, sondern dass der Song echt ist, und dass sie die Frau aus dem Video ist. So hat sie den Erfolg dieses Liedes hautnah miterlebt und musste manchmal sogar noch mehr Autogramme geben als ich.
Ein Lied wie „Die Eine“ nach einem halben Jahr ... Sie glauben an Liebe auf den ersten Blick?
Ja. Als Teenager hatte ich natürlich schon andere Freundinnen. Aber als ich dann Antje gesehen und kennen gelernt habe war mir dann schon klar: Das ist die Frau. Die Frau fürs Leben. Ich weiß, dass es nicht jedem passiert, dass er die Frau seines Lebens sofort erkennt. Aber bei mir war es halt so. Zum Glück.
Ihre Söhne können sich also auf CD anhören, wie das damals so war, mit Mama und Papa. Was, wenn Ihre Söhne Sie nach Groupie-Erfahrungen fragen?
Da kann ich mit ruhigem Gewissen ehrlich sagen: bei allen anderen: ja. Aber bei mir nicht. Weil es bei mir eben immer nur „Die Eine“ gegeben hat. Da bin ich dann für die Kinder wahrscheinlich ein gutes Vorbild. Aber auch ein relativ langweiliges Vorbild, weil ich keine Groupie-Geschichten auspacken kann.
Worin soll sich die Kindheit Ihrer Söhne von Ihrer Kindheit unterscheiden?
Ich habe ein ziemlich gutes Elternhaus gehabt. Meine Eltern haben mir immer von Klein auf gesagt: Es ist nicht wichtig, wie viel Geld jemand hat, wo er herkommt, oder welches Ansehen er genießt. Wichtig ist, was für ein Mensch jemand ist. Und das versuche ich meinen Kindern auch mitzugeben. In diesem Sinne werde ich sie nicht viel anders erziehen, als meine Eltern mich erzogen haben. Vielleicht werden sie aber ein bisschen mehr Freiheiten genießen.
Wir haben jetzt in unserem Heft auch ein Special zum Thema „Teenager und Drogen“. Was werden Sie tun, um Ihre Kinder vor Drogen zu schützen?
Das Wichtigste ist Offenheit und Ehrlichkeit. Durch das Business und die Szene, in der ich mich bewege, bin ich ja mit allen möglichen Leuten in Kontakt gekommen. Das heißt, ich habe – über die Erfahrungen von Zweiten wohlgemerkt – alle möglichen Drogen kennen gelernt und bin da auch nicht naiv. Ich
weiß, welche Droge welche Wirkung hat. Und wie man da auch relativ schnell die Kontrolle darüber verlieren kann. Davon werde ich meinen Kindern erzählen. Und ich werde das Thema anschneiden, bevor meine Kinder damit kommen. Ich wusste mit 12 schon, was ein Joint ist. Und heute wissen sie das, glaube ich, schon mit 10. Meine Kinder sollen wissen: Wenn es ein Problem oder Fragen zu Drogen gibt, können sie damit zu mir kommen und müssen nicht Angst haben, dass ich schimpfe oder nicht weiß, wovon sie reden. Sie sollen wissen, dass ich durch mein Umfeld weiß, dass es einen bestimmten Rahmen gibt. Und dass es bei Drogen den Moment gibt, ab dem es kein Zurück mehr gibt. Und diesen Punkt sollte man auf keinen Fall erreichen, weil dann ist das Leben mehr oder weniger vorbei.
"Die Wehen kommen – wo sind die letzten neun Monate hin? Wir sind im Kreissaal – ich kann sehen, dass du Schmerzen hast. Es tut mir weh, denn ich lieb dich wie in der ersten Nacht. Ich bin bei dir, Baby, du gehst an deine Grenzen. Und dann ist es soweit – ich halt unser Kind in den Händen. Ein Wunder ... Du bist das größte Geschenk.“ Mit Text-Passagen wie diesen überschreitet Alex Terboven auf dem aktuellen Album seiner HipHop-Formation
„Die Firma“ die genreüblichen Grenzen und gewährt intime Einblicke in sein Familienleben. Manche Kritiker meinen, das alles gar nicht so genau wissen zu wollen. Vor allem frischgebackene Eltern können bei Songs wie „Wunder“ aber ihre eigenen Erlebnisse in geschmeidigen Raps nachhören und dabei schöne Gänsehaut-Effekte erleben.
Biographie
Alexander Terboven gründete 1996 in Köln zusammen mit Ben Hartung und Daniel Sluga die HipHop-Formation „Die Firma.“ Im selben Jahr setzte er mit „Die Eine“ seiner damaligen Freundin Antje ein musikalisches Denkmal. 2005 wurde dann der Weg in die Ehe erfolgreich besungen („Der Antrag“). Die
Geburt seiner Söhne Tiago (10.6.2006) und Adán (20.7.2007) thematisiert Terboven unter anderem im Song „Wunder“. Der HipHop-Star lebt mit seiner Familie in Köln.