Ein Kind reicht
Kabarettist Reinhard Nowak wurde zum ersten Mal Vater. Im BabyExpress-Interview verrät Nowak, weshalb „ein bissi Angst einem Papa nicht schaden kann“, warum er sich strikt vorgenommen hat, seine Tochter Mina niemals zu schlagen – und wie er einmal zum Killer geworden ist.
BabyExpress: Ihr aktuelles Kabarett-Programm heißt „Angst“. Welche Emotionen spüren Sie, wenn Sie an die Geburt Ihres Kindes denken?
Reinhard Nowak: Vorfreude und Spannung. Es ist mein erstes Kind, und das wird schon etwas ganz Neues. Natürlich auch ein bisschen Angst, ob eh alles gut geht. Die Schwangerschaft läuft problemlos, eigentlich sollte nichts passieren. Wird scho’ guatgehn ... Ich möchte auf jeden Fall dabei sein, bei der Geburt. Und ich hoffe, dass ich nicht in Ohnmacht falle.
Welche Ihrer Phobien möchten Sie auf keinen Fall an Ihr Kind weitergeben?
(Überlegt) Eigentlich hab’ ich gar keine Phobie.
Angeblich leiden Sie unter Pyjama-Phobie ...
Ah jo ... stimmt (lacht). Aber das ist nichts wirklich Ernstes. Ich musste als Kind immer mit einem Pyjama schlafen. Und ich habe oft geträumt, bei einer schweren Prüfung im Pyjama in der Klasse zu sitzen. Diese Träume waren schlimm, wirklich. Das erste was ich gemacht habe, als ich von zuhause ausgezogen bin: Ich habe begonnen, nackt zu schlafen. Und ich bin bis heute strikter Nacktschläfer. Zum einen ist das sonst ja auch beengend und zum anderen ... Naja, lassen wir das lieber. Höhenangst hab’ ich übrigens auch. Das ist jetzt im Alter sogar ein bisschen ärger geworden.
Wovor haben Sie Angst, wenn Sie an Ihr Leben als Vater denken?
Naja. Ein bissi Angst muss man sowieso haben. Ängste sind ja auch gesund und notwendig. Wenn man Angst hat, dass dem Kind etwas passiert, führt das ja auch zur Vorsicht. Aber es ist wichtig, dass man die Angst in Grenzen hält und das Kind nicht spüren lässt. Man weiß ja, dass überängstliche Eltern die Angst oft auf das Kind übertragen. (kreischt) Um Gottes Willen, eine Spinne! (spricht normal weiter). Da muss man ja als Kind auch Angst vor Insekten bekommen. Meine Frau hat übrigens auch eine ziemliche Insekten-Phobie. Ich muss gestehen: Vor den riesigen Kakerlaken, die es zum Beispiel auf Gran Canaria überall gibt, da graust es mir auch. Aber meine Frau hat sogar vor einem Weberknecht Angst. Sie hat mich unlängst mitten in der Nacht aufgeweckt: (kreischt) Hilfe, ein Weberknecht! (spricht normal weiter) Und ich hab dann den Weberknecht ...
... beim Fenster raus gelassen?
Nein. Also, den einfangen und dann noch beim Fenster rausbugsieren ... das war mir zu mühsam. Ich muss gestehen: Da war ich dann der Killer. Aber um noch mal zum Thema Leben als Vater zurückzukommen: Ich werde eben mein Bestes geben. Ich mein’, Man versucht, es immer besser zu machen als die eigenen Eltern.
Was wollen Sie besser machen?
Naja ... Das Kind respektieren, so wie es ist. Mit allen Eigenheiten und ... und es einfach als Persönlichkeit großziehen. Das ist in unserer Generation nicht so gemacht worden. Da bist du als Sechsjähriger einfach der Idiot gewesen und hast kein Mitspracherecht gehabt. Auch wenn ein Lehrer zu meinen Eltern gesagt hat, dass ich schlimm bin ... Da hat der Lehrer automatisch Recht gehabt. Ich war zwar sicher nicht der bravste. Aber ein bisschen mehr Unterstützung hätte ich manchmal schon gern gehabt. Ich hab’ ja auch zwei jüngere Schwestern. Und da war auch immer ich schuld, wenn etwas war. Und hin und wieder bin ich dann auch geschlagen worden. Nicht extrem. Aber doch. Hin und wieder, wenn man sich nicht mehr zu helfen gewusst hat mit Argumenten, dann wurde schon Mal der Kochlöffel ausgepackt, um sich nicht selbst weh zu tun.
Sie sind von Vater und Mutter mit dem Kochlöffel geschlagen worden?
Vom Vater eigentlich nicht. Der war ziemlich friedlich, muss ich sagen. Der wurde nur einmal von meiner Mutter genötigt, mich zu schlagen: Jetzt moch‘ endlich ah amoi wos! Und da hat er dann ... Ich war damals schon 15. Und das war für mich derartig schlimm, dass ich dann einfach zurückgeschlagen habe, reflexartig. Das habe ich mir einfach nicht gefallen lassen. Leider findet man diese Erziehungsmethoden heute immer noch. Aber ich nehme mir strikt vor, meine Tochter niemals zu schlagen. Und ich denke, dass ich das auch einhalten werde. Das muss möglich sein. Leider hört man immer wieder, dass Kinder, die noch zu klein sind, um sich überhaupt zu artikulieren, von ihren Eltern misshandelt werden. Wer soetwas macht ... das sind arme, überforderte Menschen, sicher. Aber die gehören sofort in eine Psychiatrie, oder zwangstherapiert. Und sie gehören lebenslänglich eingesperrt, auch
wenn das Kind nicht tot ist. Gewalt gegen Kinder ... das find ich einfach total arg.
Ihre Frau Arzu ist gebürtige Türkin. Wird Mina zweisprachig aufwachsen?
Ja. Meine Frau wird türkisch mit Mina reden, und ich deutsch. Religionsmäßig soll Mina neutral aufwachsen. Also weder moslimisch, noch katholisch. Ich bin aus der Kirche ausgetreten und sie soll sich einmal selbst entscheiden. Auch in der Schule: Religionsunterricht ist ja bei uns nicht Religionsunterricht,
sondern katholische Erziehung. Und das akzeptiere ich nicht.
Sie selbst sind in München geboren ...
Ja. Ich bin in München passiert und auf die Welt gekommen. Meine Eltern haben dort gearbeitet, bei BMW. Die waren noch gar nicht verheiratet. Ich hab sogar kurz Plattensteiner geheißen. Nach ein paar Monaten sind meine Eltern dann nach Wien zurück.
Sie sind jetzt 43. Wie gehen Sie damit um, dass Sie ein vergleichsweise „alter“ Papa sein werden?
Ich kenne das von einem Freund. Der ist 47 und hat graue Haare. Und wenn der seine Tochter abholt glauben die Leute zuerst alle einmal, er ist der Opa. Ja, und so ähnlich wird es bei mir vielleicht auch sein. Manche sind vielleicht mit 20 schon bereit für ein Kind. Ich war es nicht. Und ich habe vor Arzu ja auch keine Frau gekannt, mit der ich gerne Kinder bekommen hätte. Ich werde eben versuchen, mich fit zu halten damit ich mit Mina auch noch spielen und mithalten kann, wenn sie älter ist. Ich spiele Golf. Vielleicht interessiert sie sich für Golf. Das wäre ganz angenehm. Zum Glück ist sie ein Mädchen, da muss ich wenigstens nicht mit 60 Jahren Fußballspielen.
Was glauben Sie, wem Mina ähnlich schaut?
Naja. Nachdem sie ein Mädchen wird, hoffe ich doch, dass sie meiner Frau ähnlich schaut. Obwohl: Ich hab‘ blaue Augen und blonde Haare, das wär’ wahrscheinlich auch nicht so tragisch. Aber wenn’s eine Mischung ist, passt das vielleicht. Doch meistens setzten sich die Gene der Frau durch, hab ich gehört.
Sie sind ja auch für Ihre Grimassen bekannt. Wann werden Sie das Ihrer Tochter zum ersten Mal zeigen?
Naja, das wird sich zeigen. Privat ist privat, und ... Natürlich bin ich privat nicht immer so wie auf der Bühne und nicht so ordinär und tief und betrunken wie in Poppitz oder so dämlich wie in Dolce Vita. Ich fühle mich privat auch überhaupt nicht als Loser. Was mich nämlich wirklich nervt ist die Frage, wieso ich immer den Loser spiele. Was soll ich dazu sagen? Das hat sich halt so ergeben. Und ich bin eben nicht der Terminator oder der Frauenheld-Typ – zumindest für die Besetzer. Weil ich könnte das auch spielen. Aber es gibt eben dieses Klischeebild, dass der Fritz Karl den schönen Mann spielt und der Nowak den Loser. Ich finde das krank. Es wäre ja sehr interessant, das einmal zu brechen. Aber bei uns ist es so: Wenn‘st ein bisschen ein Wamperl
hast, darfst keine Sex-Szene mehr drehen. Das ist doch gestört.
Wir veranstalten derzeit einen großen Spieletest. Wie wichtig sind Spiele für Kinder?
Sehr wichtig. Was ich nicht mag ist, wenn manche den Kindern 40 Barbies kaufen, weil sie als Kind zu wenig Spielsachen hatten und das kompensieren müssen. Das finde ich krank. Ich möchte das irgendwie vermeiden und eher das Kind von Anfang an zu Kreativität erziehen. Und was ich persönlich überhaupt nicht aushalte – drum wollte ich ja lieber einen Buben – das ist das ganze Barbiespielzeug und die Puppenküchen und die Puppenwagerln. Meine Schwestern und meine Nichten, es war unfassbar, die haben 5 Puppenwägen gehabt. Und diese Puppenwägen, die haben ausgeschaut wie richtige Kinderwägen. Unfassbar! Es war krankhaft!
Wieso regt Sie das so auf?
Na weil ich das Scheiße finde, dass Mädchen schon so zeitig zu Hausfrauen erzogen werden! Dieses Spielzeug, diese Puppen und das ganze Dings, das hat fast etwas Bedrohliches für mich.
Wir danken für das Gespräch.
„Klassenkasperl? Ja, war ich. Ich war der Kleinste, hab’ Brillen gehabt. Da hab’ ich mich halt irgendwie anders bemerkbar machen müssen. Im Grunde habe ich mich in der Schule aber gelangweilt. Heute glaube ich, dass ich unterfordert war. Aber das hat damals niemand gecheckt.“
Biografie
Reinhard Nowak wurde am 28. April 1964 in München geboren. Bereits 1985 wurde er mit „Schlabarett“ als Kabarettist bekannt. Seither feierte er zahlreiche Erfolge als Kabarettist und Schauspieler (u. a. in „Muttertag“, „Komm, süßer Tod“ „Kaisermühlen-Blues“ und „Poppitz“). Reinhard Nowak ist seit 2005 mit Marketing-Lady Arzu (geboren 1970) verheiratet. Voraussichtlich im März 2008 wird die gemeinsame Tochter Mina (persisch für „Paradies“) zur Welt kommen.