Familientipps zur Wahl: Demokratie will gelernt sein
Am 9. Oktober wird der nächste Bundespräsident gewählt. Eine gute Gelegenheit, um in der Familie zu besprechen, was Wahlen bedeuten. Wie so vieles im Leben sollte auch Demokratie geübt werden. „Damit Kinder lernen und Lust darauf haben, sich zu beteiligen und das eigene Umfeld aktiv mitzugestalten, müssen sie erfahren, dass ihre Meinung wichtig ist“, so Christina Kern, Mitarbeiterin bei SOS-Kinderdorf in Altmünster.
Die Pädagogin hat Tipps, wie man bereits im Familienalltag üben kann, sich eine Meinung zu bilden. Und wie Eltern rund um die Wahl den Nachwuchs miteinbeziehen können:
#1 – Zuhören und Ernst nehmen
Zeigen Sie Ihrem Kind, dass seine Meinung wichtig ist, indem Sie aufmerksam zuhören, wenn es zum Beispiel von den Erlebnissen des Tages erzählt. Ein Abendritual, bei dem genügend Zeit dafür eingeräumt wird, ist für Kinder meist etwas ganz Besonderes. Wenn Kinder von klein auf erfahren, dass ihre Meinung und Gedanken ernst genommen werden, setzen sie dies später auch im Kontakt mit anderen um. Außerdem lernen sie so einen respektvollen Umgang mit ihren Mitmenschen.
#2 – Mitbestimmen lassen
Beziehen Sie Ihr Kind in Alltags-Entscheidungen mit ein und berücksichtigen Sie die Interessen Ihres Kindes bei der Freizeitgestaltung. Jedes Familienmitglied kann abwechselnd einen Vorschlag einbringen. Denn wenn Kinder und Jugendliche erleben, dass ihre Stimme gehört wird, vertreten sie ihre Standpunkte auch später klar.
#3 – Diskutieren statt streiten
Kinder sollten lernen, dass nicht immer alle der gleichen Meinung sind. Und dass eine sachliche Diskussion nicht gleichbedeutend mit einem Streit ist. Wenn Sie in der Familie bei einem Thema unterschiedliche Ansichten haben, besprechen Sie diese. Lassen Sie einander ausreden und bemühen Sie sich, die Argumente gegenseitig zu verstehen. Nicht jede Diskussion muss darin enden, dass man derselben Meinung ist. Viel wichtiger ist es, damit umgehen zu können, wenn jemand einen anderen Standpunkt hat als man selbst.
#4 – Nachrichten sind nicht nur für Erwachsene.
Wenn in der Familie über tagesaktuelle Themen diskutiert wird, oder im Radio oder Fernsehen die Nachrichten laufen, besprechen Sie diese auch mit dem Nachwuchs. Versuchen Sie, Fragen möglichst einfach zu beantworten und vermeiden Sie Sätze wie „Dafür bist du noch zu klein.“ oder „Das erkläre ich dir, wenn du älter bist“. Eine offene Gesprächskultur kann in Ihrer Familie zum Beispiel durch eine entspannte Atmosphäre beim Mittagstisch oder Abendessen geschaffen werden, wo aktuelle Themen besprochen werden können.
#5 – Fragen zum Wahlkampf
„Wer ist der Mann auf dem Plakat?“ Oder: „Darf ich mir einen Luftballon holen?“ Oft reagieren Kinder im Wahlkampf auf Details, an denen wir Erwachsene ungeachtet vorbeilaufen. Wenn Ihr Kind Fragen stellt, versuchen Sie, diese altersgerecht zu beantworten. Erklären Sie etwa, dass verschiedene Parteien oder Personen gewisse Aufgaben in Österreich übernehmen möchten und dafür Werbung machen. Und dass alle Menschen, die in Österreich wählen dürfen, sich entscheiden können, wem sie ihre Stimme geben.
#6 – Gemeinsam ins Wahllokal
Die eigene Stimme abgeben zu dürfen ist ein Recht, das in vielen Ländern nicht selbstverständlich ist. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass Wahlen nur dann die Meinung der Gesellschaft gut widerspiegeln, wenn sich viele daran beteiligen und vermitteln Sie ihm den Wert von freien Wahlen. Besonders für kleinere Kinder ist die Vorstellung einer Wahl oft sehr abstrakt. Machen Sie den Spaziergang zum Wahllokal am Sonntag darum ruhig gemeinsam und besprechen Sie das Wahlergebnis am Abend.
Auch in der Schule sollten Kinder lernen, dass ihre Meinung etwas zählt. SOS-Kinderdorf setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche in der Schule mehr mitgestalten dürfen und hat dazu die Petition „Mitreden macht Schule“ gestartet: www.sos-kinderdorf.at/petition
Weitere Tipps zum Familienleben: www.sos-kinderdorf.at/familientipps
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