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Wenn der Papa zum Feind der Familie wird

Häusliche Gewalt ist ein viel diskutiertes Thema. Besonders jetzt, da das Gewaltschutzpaket trotz scharfer Kritik beschlossen wurde.

Sieben Jahre ist Liane alt, als ihr Vater – wie schon so oft – betrunken nach Hause kommt. Das kennt sie schon. Ruhig im Bett liegen bleiben, bloß keinen Mucks machen und hoffen, dass er einfach schlafen geht. Doch heute hat Lianes Vater besonders viel Frust in sich. Ärger im Job und ein Strafzettel wegen Falschparkens brodelt in ihm. Liane wird mit zwei gebrochenen Rippen und einer Platzwunde auf der Stirn ins Krankenhaus gebracht.

Schicksale wie das von Liane sind in Österreich keineswegs ein Einzelfall. Etwa jede fünfte Frau hat seit dem 15. Lebensjahr körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Vergangenes Jahr wurden rund 19.000 Opfer familiärer Gewalt in Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen betreut. Etwa die Hälfte davon Kinder. Die Dunkelziffer ist jedoch wesentlich höher.  

Emotionale Bindung zum Täter

Es wird geschätzt, dass bereits jedes dritte Mädchen und jeder achte Bub sexuelle Übergriffe erlebt hat. Dazu gehört nicht nur tatsächliche Penetration, sondern auch unsittliches Berühren, das Zeigen von sexuellen Inhalten und wiederholt unangemessenes Verhalten und Aussagen, wie zum Beispiel unerwünschte Annäherungsversuche. Das sind alleine in Wien etwa 400.000 Menschen. Wie viele allerdings tatsächlich betroffen sind, lässt sich nur schwer sagen. Das liegt daran, dass sviele Opfer nie oder erst sehr spät Hilfe suchen. 

Bei häuslicher Gewalt sind die Täter Familienangehörige, also Eltern, Kinder, Ehepartner. Dementsprechend besteht zwischen Täter und Opfer eine extrem starke emotionale Bindung, die so leicht nicht zu zerstören ist. Oft ist nicht einmal die Angst vor Konsequenzen der Grund dafür, dass sich Opfer keine Hilfe suchen, sondern eben die Beziehung zu den Tätern, so Mag. Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der „Möwe“.

„Oft ist es der Vater, die Mutter, ein Onkel – jemand der dem Opfer sehr nahe steht. Jemand, dem das Opfer vertraut.“ Die Opfer erkennen dann selbst nicht, in welcher Situation sie sich befinden. „Die Täter sind Menschen, mit denen man auch schöne Momente erlebt, Spaß hat und lachen kann. Das überdeckt die negativen Erfahrungen“, so Wölfl. 

Das Gewaltschutzpaket wird zur Barriere

In vielen Fällen wird häusliche Gewalt erst bekannt, weil das Umfeld des Opfers einen Verdacht äußert. Die Nachbarn hören Streits, Lehrer entdecken Blutergüsse bei den Kindern, Arbeitskollegen sehen die wöchentlichen blauen Augen. Die Polizei oder die Obsorge wird verständigt. Kommt ein Opfer sogar ins Krankenhaus, hat das Gesundheitspersonal die Pflicht den Verdachtsfall zu melden, sollte das Opfer in Lebensgefahr sein. Die ÖVP hat im Zuge des Gewaltschutzpakets nun auch eine Anzeigepflicht bei Verdacht auf Vergewaltigung für alle Gesundheitsberufe eingeführt. Ärzte und Ärztinnen, Pflegepersonal und sogar Psychotherapeuten und -therapeutinnen sollen jetzt nicht nur im Falle des Todes oder schwerer Körperverletzung Anzeige erstatten, sondern auch bei Verdacht auf Vergewaltigung.

Dieses Gewaltschutzpaket erntet allerdings schärfste Kritik. „Gerade Therapeuten sollten für Opfer einen Zufluchtsort darstellen. Eine Vertrauensperson, von der man keine Konsequenzen zu erwarten hat. Durch die Anzeigepflicht geht dieses Sicherheitsnetz verloren“, so Wölfl. Es besteht die Sorge, eine weitere Barriere für die Opfer zu schaffen, die es ihnen noch viel schwerer macht, sich jemandem anzuvertrauen. Zwar sei die Anzeigepflicht gut gemeint und sollte ein Fall von Missbrauch bekannt werden, wäre es auch viel wahrscheinlicher, dass der Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen wird; allerdings wird es dadurch noch viel unwahrscheinlicher, dass sich überhaupt jemand Hilfe sucht, was die Dunkelziffer drastisch vergrößern würde, so Wölfl. 

Das Opfer selbst Hilfe suchen lassen

Besonders schwierig wird die Situation aber für Vertrauenspersonen, die nicht in einem dienstlichen Verhältnis zum Opfer stehen. Freunde, Familie und Arbeitskollegen stehen dann zumeist vor der großen Frage, wie man dem Opfer helfen kann, ohne ihm gleichzeitig zu schaden. Denn ein Anruf bei der Polizei oder eine Meldung kann besonders bei Kindern ein traumatisches Erlebnis auslösen.

Wird mitten in der Nacht einfach der Vater oder die Mutter von Beamten abgeführt, bleibt das stark im Gedächtnis verankert. Stattdessen sollte man einerseits ein offenes Ohr für das Opfer haben und eine Schutzzone bieten, in die es sich flüchten kann. Andererseits sollte man sich an Organisationen wie „Die Möwe“, die „Boje“ oder Frauenhäuser wenden, die Zuflucht anbieten. Dort können Opfer auch auf neutraler Basis über ihre Situation sprechen und bekommen Unterstützung in Form von Beratungen und therapeutischer Behandlung.  

Hier wird Gewaltopfern geholfen

• Frauen Notruf der Stad Wien 01/71719

• Frauenzentrum 01/408 07 66

• Autonome Österr. Frauenhäuser 01/544 08 20

• Weißer Ring 0800/112 112

• Kinderschutzzentrum Wien (die möwe) 01/532 15 15

• Polizei Notruf 133

www.gewaltinfo.at

Foto: Shutterstock

 

 

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