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Keine Angst vor dem ersten Frauenarztbesuch

Unregelmäßigkeiten und Schmerzen bei der Menstruation und der Beginn der sexuellen Aktivität sind die Hauptgründe, warum junge Frauen erstmals zum Gynäkologen gehen. Dazu kommen andere gesundheitliche Probleme wie massive Akne oder eine – meist von den Müttern erkannte – gestörte Körperwahrnehmung. Die meisten Frauen sind beim Erstbesuch bis 16 Jahre alt und viele kommen mit Scheu und mit Wissensdefiziten. Umso wichtiger ist es, die jungen Frauen sanft an alle Themen rund um Sexualität und Frauengesundheit heranzuführen, sagt Dr. Micha Bitschnau, Gynäkologin in der Privatklinik Döbling und im angeschlossenen Ordinationszentrum. „Das Schlimmste, das passieren kann, ist eine junge Frau beim ersten Besuch zu verschrecken.“ Damit das nicht geschieht, sind eine gute Arztauswahl und Vertrauensaufbau im Vier-Augen-Gespräch entscheidend.

„Oft sind es die Mütter, die den Arzt für ihre Tochter aussuchen“, weiß Bitschnau aus persönlicher Erfahrung. Die Gynäkologin empfiehlt, nicht in Internetforen zu suchen, in denen Laien vermeintlich wissenschaftliche Angaben verbreiten, und schon für die Erstauswahl auf individuelle und ganzheitliche Ansätze zu achten. Eine aussagekräftige Website ist dabei eine Hilfe. „Gerade bei Regelbeschwerden kann ich vieles mit pflanzlichen Mitteln einstellen und muss nicht gleich zu Hormonen greifen“, sagt Bitschnau, die selbst auch Homöopathin ist. Um tatsächlich den Arzt zu finden, der einem persönlich zusagt, rät Bitschnau, „sich durchaus einmal in ein Wartezimmer zu setzen und den Umgang des Arztes mit seinen Patientinnen zu beobachten“. Viele Ärzte auszuprobieren sollten junge Frauen jedenfalls vermeiden, um sich nicht verunsichern zu lassen, da sei es besser, Freundinnen um Empfehlung zu fragen.

„Der Frauenarzt ist eigentlich der Allgemeinmediziner der Frau“

Das Gespräch ist gerade beim Erstkontakt das Allerwichtigste, eine vaginale Untersuchung vor Aufnahme der sexuellen Aktivität irrelevant. Vielmehr geht es darum, den eigenen Körper kennen zu lernen. „Viele junge Frauen haben falsche Vorstellungen von der weiblichen Anatomie und vom Sexualakt. Sie orientieren sich an Pornofilmen, weil diese leicht zugänglich sind.“ Dann hat der Frauenarzt Aufklärungsarbeit zu leisten. Junge Frauen, die sexuell aktiv werden, benötigen Selbstgewissheit. „Ich signalisiere ihnen, dass sie nun für sich selbst verantwortlich sind.“ Dazu gehöre es, die Frauen zu siezen. „Wichtig ist, dass sie die Verhütung nicht den Burschen überlassen und etwa wissen, wie sie ein Kondom überstreifen. Ich zeige ihnen auch, wie sie bestimmte Infektionen beim Mann erkennen können. Ideal ist, wenn die Frauen gemeinsam mit ihrem Freund in die Praxis kommen, zumal die Burschen dann gut in die Mitverantwortungsrolle hineingehen.“ Auch wenn Mädchen mit ihren Müttern in die Ordination kommen, sind das Vier-Augen-Gespräch und Verschwiegenheit selbstverständlich. Der Frauenarzt müsse eine Kontaktperson sein, die zum Beispiel erreichbar ist und beruhigend wirken kann, wenn es bei einer Party zu Problemen gekommen ist, so Bitschnau: „Junge Frauen lassen sich mitunter immer noch zu sexuellen Handlungen drängen, die sie nicht wollen.“

Der ganzheitliche Blick auf die junge Frau, ihren Körper und ihre Psyche macht die Rolle des Gynäkologen aus: „Der Frauenarzt ist eigentlich der Allgemeinmediziner der Frau. Wir erkennen auch allfällige Essstörungen oder Suchtverhalten, wir sind bei Problemen die Mittler zu den Eltern.“  

Versteckte Infektionen frühzeitig erkennen 

Nach dem Erstbesuch sollten junge Frauen regelmäßig, mit Abständen von einem halben Jahr bis Jahr, zum Frauenarzt gehen. Die meisten tun das auch, wie aus der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2014 hervorgeht. Demnach haben 68 Prozent der Frauen von 15 bis 44 Jahren im Jahr davor einen Gynäkologen bzw. eine Gynäkologin aufgesucht. Auch ohne Beschwerden können sich Krankheiten manifestieren, etwa eine Chlamydieninfektion, die bevorzugt bei Frauen von 15 bis 24 Jahren auftritt. Bitschnau: „Die Frauen haben maximal etwas Bauchweh, können im schlimmsten Fall durch die Infektion aber unfruchtbar werden.“ Die Routineuntersuchung beim Frauenarzt beinhaltet neben einem Abstrich und einer Brustuntersuchung zumeist auch einen Ultraschall der primären Geschlechtsorgane. Die Kosten für diese Ultraschalluntersuchung werden von den gesetzlichen Krankenkassen üblicherweise nicht übernommen, wohl aber von einer UNIQA Privatarztversicherung.

Foto: Shutterstock/Oksana Kuzmina

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