Wenn Eltern in der Corona-Krise an sich zweifeln
Corona hat den Familienalltag schlagartig verändert: Familien haben die schwierige Aufgabe, die aktuellen Einschränkungen gemeinsam einzuhalten. Wegfallende Aktivitäten prallen auf den Bewegungsdrang der Kinder, parallel müssen Eltern mit den veränderten Arbeits- und Schulbedingungen umgehen.
„Viele Eltern leiden darunter, dass ihre Kinder gerade viel mehr Einschränkungen erleben müssen, als man ihnen gerne zumuten möchte. Das kann schon mal dazu führen, dass man sich als schlechte Mutter oder Vater fühlt“, so Corinna Harles, Psychologin der Rat-auf-Draht-Elternseite. Sie hat Tipps, wie man mit dem Gefühl umgeht, den Kindern derzeit nicht gerecht zu werden.
#1 Sie sind gerade tolle Eltern!
Sie leisten einen wichtigen Beitrag für Ihr Kind und für die ganze Gesellschaft. Indem Sie zu Hause bleiben, sorgen sie dafür, dass das Gesundheitssystem nicht zusammenbricht und die weitere medizinische Versorgung auch für Ihr Kind gesichert ist. Außerdem sind Sie ein wichtiges Vorbild und vermitteln Werte wie Zusammenhalt und Rücksichtnahme. Versuchen Sie Ihrem Kind die momentane Situation ehrlich und in altersgerechten Worten zu erklären. Wenn Kinder verstehen, warum sie etwas tun sollen, fällt es ihnen leichter, Regeln einzuhalten. Wie Sie mit Ihren Kindern über Corona reden können, erfahren Sie hier.
#2 Über den Tellerrand schauen
Überlegen Sie, wie man Aktivitäten und Bedürfnisse anders umsetzen kann als gewohnt und seien Sie dabei nachsichtiger als sonst. Wenn Ihr Kind etwa viel Bewegung braucht, wäre es vielleicht eine Idee, im Garten oder Zimmer ein kleines Trampolin oder Klettergerüst aufzubauen? Kann man einen Bereich in der Wohnung so adaptieren, dass man dort ungefährlich herumzutoben kann? Gibt es im Internet Kindersportangebote, die man in der Wohnung machen kann? Wenn Ihr Kind die Freundinnen und Freunde sehr vermisst, können sie vielleicht über Skype oder WhatsApp gemeinsam etwas spielen? Oder ihnen nette Botschaften und Basteleien per Post schicken? Weitere Anregungen
#3 Sprechen Sie darüber!
Allein, dass Sie diesen Text lesen und sich so viele Gedanken um das Wohl Ihres Kindes machen, zeigt, wie wichtig es Ihnen ist. Wenn Sie mit Ihrem Kind mitleiden, weil es gerade so viele Einschränkungen erlebt, sprechen Sie mit ihm darüber! Stehen Sie tröstend zur Seite und vielleicht ergeben sich daraus auch neue Ideen für den Alltag.
#4 Pläne schmieden
Sie können auch gemeinsam überlegen, was Sie nach den Ausgangsbeschränkungen gemeinsam unternehmen wollen. Machen sie eine „Vorfreude-Liste“ an Unternehmungen, die sie unbedingt nach der Krise gemeinsam erleben wollen
#5 Da sein
Seien Sie für Ihr Kind da, nehmen Sie es ernst und hören Sie ihm in seinen Wünschen, Sorgen und Ängsten zu. Das Wichtigste, was Sie Ihrem Kind geben können, ist das Gefühl von Verbundenheit und dass es sich, so wie es ist, zugehörig fühlt. Sie durchleben gerade zusammen eine schwierige Situation. Aber innerhalb der vorgegebenen Rahmenbedingungen können Sie diese Situation mitbeeinflussen.
#6 Durchatmen und auf Positives fokussieren
Versuchen Sie, nichts Unmögliches von sich selbst zu erwarten. Auch als Elternteil sind sie nur ein Mensch und die momentane Situation ist einfach belastend. Versuchen Sie den Blick darauf zu lenken, was Ihnen alles gut gelingt. Und vergessen Sie nicht: Es ist wichtig, dass Sie sich auch Auszeiten schaffen und Kraft tanken, damit Sie gut für sich selbst und Ihr Kind da sein können.
Elternseite.at ist ein Projekt von SOS-Kinderdorf und Rat auf Draht, um Familien in der Corona-Zeit mit Tipps und ExpertInnen-Wissen zu unterstützen.
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